09.10.2019 | Die Welt

"Das Stereotyp des Deutschen im Ausland verändert"

Regelmäßig bekommt die Deutsche Welle Ärger mit ausländischen Regierungen. Ihr Intendant, Peter Limbourg, kritisiert die Blockade des Auslandssenders in China. Doch das ist nicht sein einziger Konfliktherd. (…)

Zum Antritt seiner zweiten Amtszeit, die bis 2025 läuft, treffen wir Limbourg, den ehemaligen Chefredakteur des Nachrichtensenders N24 (heute WELT), in Berlin.

Peter Limbourg: Wir stellen unser Land dar, so wie es ist - mit allen Stärken und Schwächen. Wenn daraufhin jemand unser Land gut findet, ist das ein guter Nebeneffekt. Wir zeichnen Deutschland ja nicht schöner, als es ist. Es ist aber einfach sehr gut. Deutschland ist ein weltoffener, funktionierender Rechtsstaat. Gerade wenn Sie viel unterwegs sind in der Welt, sehen Sie die Freiheiten und sozialen Leistungen sehr positiv. Es gibt doch wenige Länder, in denen es besser läuft als hier.

WELT: Und wenn es, nur zum Beispiel, um einen nicht eröffneten Flughafen geht?

Peter Limbourg: Wir sprechen die Probleme im Land an. Was den Flughafen angeht, schließe ich mich einem Tweet des ehemaligen "FAZ"-Herausgebers Hugo Müller-Vogg an: Er lebe lieber in einer Demokratie, in der mal ein Flughafen nicht fertig wird, als in einer perfekt funktionierenden Diktatur, die einen Flughafen schnell bauen kann.

WELT: Sie spielen auf den in Rekordzeit fertiggestellten größten Flughafen der Welt in China an.

Peter Limbourg: Ja. Natürlich ist der Berliner BER der weltweit größte Witz über Deutschland. Darüber freuen sich Menschen in anderen Ländern, dass die sonst als perfektionistisch geltenden Deutschen auch mal Fehler machen.

Quelle: Die Welt vom 09.10.2019